Mittwoch, 4. April 2007

Jeep fahren in Sikimm - Rally: Gontok - Pelling mit Deepak

Einige Tage verbrachte ich in Sikimm. Dieses Gebiet im Nord-Osten von Indien zeichnet sich dadurch aus, dass der drittgroeste Berg des Himalayamassiv, der Khangchendzonga, dort zu bewundern ist, man eine schoene Aussicht auf die Bergregion hat (bei gutem Wetter jedenfalls) und es eine Vielzahl von Alkoholerzeugnissen aus der Region zu kosten gibt.
Eine separate Einreisegenehmigung wird benoetigt, da Sikimm in einer historisch praekehren Grenzegebiet zu Tibet, Bhutan, und Nebapal liegt.

Auf einer Fahrt von Gontok nach Pelling ist mir der ausgesprochen junge Fahrer des Jeeps aufgefallen. Ein Blick auf das Certifikat, das ihn als Deepak ausgab lies mich verwundert zoegern. Der Deepak auf dem Ausweis der auf einem Foto festgehalten wurde sah wesentlich aelter aus und hatte einen stolzen Schnurrbart. Der Fahrer des Jeeps sah aus als waere er gerade mal 16 Jahre alt und war von Bartwuchs noch weit ernfernt.
Als passionierter Fussgaenger will ich jetzt nicht ueber Fahranfaenger schimpfen, bezueglich des pseudodeepaks ist eine Warnung jedoch wirklich angebracht !
Depaks erste Heldentat war es 3 Minuten nach dem start der Fahrt (also noch in Gontok) einen Stein mit seinem Reifen zu rammen. Das haette mich sofort zum aussteigen annimieren sollen, aber ich dachte mir nicht so viel dabei.

Statdessen dachte ich an meinen ersten Indienbesuch zurueck: Damals verbrachte ich fast eine Woche in einer Indischen Familie, als "paying guest". Der aelteste Sohn trug ebenfalls den Namen Deepak . Wir wurden von ihm auf seinem Mopet durch die engen gassen von halb Jabalpur gefahren. 3 Personen auf einem kleinen Mopet, vorbei an Fussgaengern,Rindern, LKWs, und anderen "Hindernissen", die sich auf Indischen Strassen so befinden.
Einmal passierte uns ein LKW sehr scharf. Deepak hielt das ueberladene Motorrad auf der Strasse, trotz Staub und Kurvenlage. Mit ein wenig stolz sagte er "I am a good driver, do you agree". Ich bestaetigte ihm das, auch nur aus dem Grund damit er wieder seine Aufmerksamkeit auf die staubige Landstrasse richtet. Er fuegte noch hinzu "Yes a good driver, even if I do not have a driving license". Das Gestaendnis mitten auf eine verlassenen Landstrasse erfuehllte mich nicht gerade mit staerkerer Zuversicht in seine Fahrkuenste. Spaeter erklaerte mir Deepak noch, dass es durchaus ueblich sei ohne Fuehrerschein zu fahren und dieses in Indien ein Kavaliersdelikt ist. Trotzdem bervorzugte ich dann doch eher die Motorradrikschas anstelle von Deepaks Fahrkuensten.

Zurueck zu dem pseudo Deepak. Der Knabe fuhr durchgehend zu schnell. Scheinbar wollte er einen neuen Hochgeschwindigkeitsrekord aufstellen. Vielleicht wartete auch seine Freundin auf ihn, oder er wollte seine liebste Fernsehserie nicht verpassen, darueber kann ich nur mutmassen. Jedenfalls war seine Fahrweise unvorsichtig und viel zu schnell. Von dem Abbremmsen in Kurven hatte er noch nie was gehoert. Statdessen gab er vor einer Kurve noch ordentlich Gas. Wenigstens drueckte er dauernd, wenn er um eine kurven fuhr auf die Hupe. Ein zusammenstoss mit anderen Jeeps die gelegendlich an uns vorbeifuhren lies sich so vermeiden. Grundsaetzlich bin ich kein zimperlicher Beifahrer, jedenfalls wenn ich dem Fahrer vertraue. Das war bei Pseudodeppak leider nicht der Fall.

Als wir eine Kaffeepause an einer Gaststaette machten ergab sich die Gelgeneheit ein kurzes Gespraech mit Deepak zu fuehren. Auf den Hinweis, dass er ja nicht "Der Deepak" auf dem Bild sei grinste er nur. Auf weitere Fragen, wie Alt er denn nun wirklich Sei, also ob er schon 18 sei, da er ja wie 16 aussehe und ob er ueberhaupt einen Fuehrerschein haette sagte er dann nichts mehr.
Ich verkniff mir die Frage ob er denn Formel 1 Pilot werden wolle und Michael Schuhmacher kenne, das haette ihn sicher nur noch in seinem Drang das Gaspedal zu foltern bestaerkt.

Als ich in Pelling ankam goennte ich mir am abend ein tibetanisches Bier. Tomba, so heisst dieses Getraenk, wird in einem rieseigen Bambusgefaess serviert und aus fermentierter Hirse hergestellt. Diese Hirse wird mit heissem Wasser aufgegossen und das ganze wird 20 Minuten bis eine Halbestunde ziehen gelassen. Der Vorteil davon ist, dass man so viel heisses Wasser auf die Hirse nachgiessen kann wie man moechte. Genau "all you can drink" fuer lau (das heisse Wasser war dannach umsonst) !!!!
Der Nachteil, das Getraenk hat mich nicht wirklich betrunken gemacht, es schmeckte zwar nach Alkohol, aber auch nach dem dritten mal nachschenken des riesigen Bambuskruges, aus dem ich mir einem Bambusstrohhalm trank wollte sich eine alkoholisierende Wirkung nicht so recht einstellen. Das Trinken gestalltete sich etwas schwierig, da das Gefaess sehr hoch war und ich aufstehen musste um durch das starre Bambusroerchen die warme Fluessigkeit aufzusaugen.
Trotzdem kann ich jedem ein Tomba mit ruhigem gewissen empfhelen.

Bei einer der naechsten Fahrten mit einem Jeep hatte ich zwar wesentlich mehr vertrauen in den Fahrer, leider brachte dieser jedoch den Motor so zum kochen, dass wir eine laengere Pause einlegen mussten. Aber wenigstens fuhr der nicht so halsbrecherisch wie Freund Deepak

Soviel zu Jeepfahrten in Sikimm.