Montag, 9. April 2007

Puri - Heilige Stadt und Badeort

Das erstemal hoerte ich, dass Karfreitag auch in meinem Buero ein Feiertag sei von meiner Vermieterin.
Sie erwaehnte bei einer abendlichen Tasse Tee, das viele Familien ueber Ostern nach Puri fahren wuerden und schlug mir vor, dass ich dieses auch machen sollte. In der naehe von Puri liegt Konark mit dem bekannten Sonnentempel (Bild oben links). Sie erklaerte mir mit ruhiger Stimme, dass Freitag wohl auch fuer mich ein Feiertag sei.

Bei meinen Nachforschungen die ich in meinem Buero am Donnerstag taetigte wurde mir bestatigt, dass "Good Friday" ein Feiertag sei. Der Ostermontag waere aber ein ganz normaler Arbeitstag. Ohne mir weiter Gedanken darueber zu machen welche Prioritaeten bei dieser Feiertagsauswahl wohl vorgelegen hatte, begab ich mich in meiner Mittagspause zum Fahrkartenbuero fuer Touristen.
Dort erstand ich eine Fahrkarte nach Purie fuer den selben Abend (Abfahrt 22:00 ) und eine Rueckfahrt fuer den Sonntag (Ankunft Montag morgen um 6 Uhr). Da ich sicher gehen wollte, das ich waerend der 11 stuendigen Fahrt auch gut schlafen konnte waehlte ich die "Luxusklasse" 3 AC und zahlte den stolzen Preis von ca 669 R (entspricht ca 11 euro).

Viele Reisende, die ich getroffen habe bervorzugen den weit guenstigeren Sleeper, der jedoch keine Klimaanlage aufweist, mit der Begruendung, dass es ja Fahrtwind gebe und deswegen eine Klimaanlage nicht noetig sei. Meine Zugerfahrung hat mich jedoch gelehrt, das wenn der Zug laenger steht, der Fahrtwind leider auf sich warten laesst, was im Sommer dann doch schnell unangenehm werden kann. Auch wenn es sich wie eine Binsenweisheit anhoert: Stehende Zuege sind in Indien keine Seltenheit.
Deswegen entschied ich mich fuer die komfortablere AC Varriante. Was ich nicht bedacht hatte war, dass bei der Reuckfahrt die Klimaanlage etwas Schwierigkeiten hatte in schwung zu kommen und ich die erste Stunde meiner Rueckfahrt sehr ins schwitzen geriet. Der Kaelteschock der Klimaanlage brach jedoch nach einer Stunde ueber mich ein und ermoeglichte mir eine etwas schlaf zu finden.

Puri ist die Stadt in der den beruehmten Lord Jaganaath Tempel steht. (der Leider fuer nichthindus nicht zu besichtigen ist). Pilger wandern aus diesem Grund in die Stadt. Indische Touristen besuchen Puri vor allem wegen des Meeres. Puri ist also eine Kombination aus Heilliger Pilgerstad und Seebadeort.

Als ich morgens in Puri eintraff verzichtete ich auf eine Rikschah und schlenderte in die Richtung wo das Hotel das mir empfholen wurde.

Das Z Hotel ist ein sehr angenehmer Ort. (Einzelzimmer 200 R - Gemeinschaftsbadezimmer). Das Gebaeude ist sehr weitraeumig und es gibt an vielen Stellen die Gelegenheit sich mit einem Buch auf eine Couch zu setzen etwas zu lesen und dabei der nahen Brandung zulauschen. Der Blick auf das Meer wurde mir aus meinem Zimmer leider von einigen Bauemen versperrt, dafuer hatte man von der Dachterasse einen guten Ausblick aufs das Meer und die Umgebung.

Meinen ersten Tag in Puri verbrachte ich weitgehend am Meer. Einen albernen Sonnenhut aus Stroh erstand ich in einem Geschaeft um mich etwas gegen die Sonne zu schuetzen.

Am naechsten Tag reiste ich frueh morgens nach Kornak. Dort steht der Sonnntempel. Eine Tempelanlage mit 3 Gebaeuden die ueber und ueber mit Steinfiguren verziert ist. Teilweise sind es Demonen, teilweise tantrische Motive, die eine vielzahl der Moeglichkeiten zeigt, die das menschlichen Paarungsverhaltens so zu bietet hat.(Foto oben)
Besonders Interessant sind die 24 Steinraeder die sich an der Seite des einen Tempelgebaeudes befinden. So versuchte das jedenfalls der "guide" mir zu verkaufen. Sie stellen das Symbol des Sonnengottes dar und funktionieren gleichzeitig als Sonnenuhren.

Beim Sonnentempel unterhielt ich mich eine ganze weile mit einem freundlichen aelteren Herren, der frueher als manager der "Bank of India" gearbeitet hat und sich nun auf Pilgerreise befand. Das Gespreach fuehrte von Hinduismus ueber Christliche Kirchenkonstruktionen bis hin zu der interessanten Information, die er mir Mitteilte, das DER Swami Vivikananda DEN Max Mueller kennengelernt hatte und beide wohl gegenseitig sehr von einander angetahn waren. Jetzt werden sich viele Fragen, wer sind den die beiden ? (Swami Vivikananda war ein bedeutender Indischer Geistlicher und Max Mueller war ein Deutscher der als der Begruender der Sanskritforschung gilt und in Indien ist er (obwohl er um 1900 schon verstorben ist) noch heute poppolaer). In Indien stolpert man dauernd ueber beide Namen. Deswegen haben die Goetheinstitute in Indien den werbewirksamen Namen "Max Mueller Bahwan" angenommen. Der Gute Herr Mueller kann in der Bekanntheit mit Michael Schuhmacher, Boris Becker und anderen bekannten Deutschen mithalte, wenn er diese nicht sogar uebertrifft.

Den Rest des Tages genoss ich die frische Meeresluft und beobachtete Inder beim Schwimmen. Was wirklich amuesannt ist, weil diese meistens nur ins flache Wasser gehen, aus angst vor den Wellen. Ein besonderes Augenmerk hatte ich auf die Rettungsschwimmer. Diese hatten sich mit Papierhueten gut sichtbar an der Kueste aufgestellt. Meine Vermieterin riet mir, wenn ich auch Angst vor den Wellen haette sollte ich einem Rettungsschwimmer etwas Geld geben und er wuerde mich an der Hand ins Wasser fuehren. Einen Mann im mittleren Alter beobachte ich wie er beim planschen im seichten Wasser von einem Rettungsschwimmer beschuetzt wurde. Ein wirklich erheiternder Anblick .
Eine andere Aufgabe der Rettungsschwimmer war es Kinder in einem Wasserreifen durch die gegend zu ziehen. Die Kinder hatten dabei einen riesen Spass und der Rettungsschwimmer etwas zu tun. Also fuer beide Seiten eine gute Angelegenheit. (Foto oben links )

Am darauffolgenden Tag stand ich frueh auf um denn Sonnenaufgang zu beobachten. Die Fisherboote wurden zu Wasser gelassen und ich verbracht die Zeit um die Morgenstudnen am Meer. Es war beeindruckend zu sehen wie die Fischer trotz des etwas staerkeren Wellenganges ihre sehr marode wirkenden Boote ins Meer liesen und das ohne das ein einziges kenterte, zerbrach oder gar unterging.

Am abend fuhr ich dann zurueck nach Kalkutta.

Amuesantnerweise wurde ich am Dienstag, als ich im "Max Mueller Bahwan" mein Mittagess zu mir nahm von der Kassierin mit den Worten begruest: " I saw you in Konark". Sie ist wie viele andere aus Kalkutta mit ihrer Familie nach Purie gefahren und hat mich beim Sonnentempel gesehen. Unhoeflicherweise ist sie mir nicht aufgefallen (wofuer ich mich auch gleich entschuldigte). Zu meiner Entschuldigung kann ich nur sagen, dass ich als einziger blasser Auslaender im Sonnentempel aufgefallen bin wie ein rosa Elefant, indische Familien jedoch haufenweise anwesen waren, so das es schwierig war mich zu uebersehen (den bleichen Auslaender mit dem albernen Strohhut), hingegen eine einzelne Inderin in dem Gewuehl wiederzuerkennen durchaus nicht so einfach war. Amuesanterweise ist die Dame auch mit meinem Zug zurueckgefahren.

Die Welt ist doch manchmal sehr klein auch in einer Stadt wie Kalkutta die 13 Millionen Einwohner hat.